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Domplatz Open-Air: Pop Am Dom

Live: The Dresden Dolls, Jehnny Beth, Dry Cleaning und Laundromat Chicks.

Von Klassik bis Punk Cabaret, von Indie-Rock bis Elektro-Exzess: Ein Wochenende lang wird der St. Pöltner Domplatz zum Spielplatz für Musik, die stilistische wie emotionale Grenzen sprengt. Den Auftakt macht das Tonkünstler-Orchester mit „Friends“ und einem beschwingten Abend rund um das Thema Wein. Zwei Tage später gipfelt das Open-Air in einem musikalischen Ausnahmezustand: Bei Pop am Dom krönen The Dresden Dolls das Line-up – mit expressiver Wucht und theatralischem Furor. Jehnny Beth bringt düsteren Art-Rock und elektronische Energie auf die Bühne, Dry Cleaning liefern britischen Post-Punk mit feiner Sprachakrobatik – und die St. Pöltner Laundromat Chicks sorgen mit ihren hymnischen Indie-Songs für einen fulminanten Auftakt in den Abend.

Die von Amanda Palmer und Brian Viglione gegründete Kultband The Dresden Dolls aus Boston schreibt seit 25 Jahren Musikgeschichte. Zwischen Punk, Chanson und Varieté erschufen sie ein Refugium der künstlerischen Freiheit, in dem Extravaganz und Verletzlichkeit miteinander tanzen. Ihr Sound lebt dabei von Palmers intensivem Klavierspiel, ihren unverkennbaren Vocals und Vigliones energetischen Drums. Unter dem selbstgewählten Etikett „Brecht’sches Punk Cabaret“ zeigen sie Inszenierung statt Illusion und thematisieren Identitätssuche, das Ausloten persönlicher und gesellschaftlicher Grenzen sowie herzzerreißende Selbstzweifel. Ihr Live-Album A Is for Accident aus dem Jahr 2003 war noch rohes Vorspiel. Mit dem Studio-Debüt The Dresden Dolls (2003) und den Singles Girl Anachronism und Coin-Operated Boy gelang ihnen wenig später der Durchbruch. Mit Yes, Virginia … (2006) und No, Virginia … (2008) erweiterten sie ihr Repertoire um Perlen des Gothic Vaudeville. Auch auf Solopfaden sind Amanda Palmer und Brian Viglione erfolgreich, doch The Dresden Dolls bleibt ihr Herzensprojekt: „Es geht nicht um Nostalgie – es ist eine offene Rechnung“, so Viglione provokant. In St. Pölten stehen sie endlich wieder gemeinsam auf der Bühne: ein Erlebnis für eingeschworene Fans und Neuentdecker:innen gleichermaßen!

Ein Tornado aus Noise-Rock und Elektro: das ist Jehnny Beth. Bekanntheit erlangte die französische Sängerin mit der Post-Punk-Band Savages. 2020 veröffentlichte sie ihr gefeiertes Solodebüt To Love Is to Live: Industrial-Flächen, fragile Piano-Motive, brachiale Gitarrenriffs und elektronische Exzesse verbinden sich zu einer musikalischen Grenzerfahrung. Ihre Stimme klingt dabei mal mächtig, mal genauso verzerrt wie die Gitarren. Die Texte über Macht, Sexualität und Einsamkeit gehen so tief wie Bassdrum und Bass. Beths Konzerte sind pure Ekstase nach dem Motto More Adrenaline (2023): Instrumente überbieten sich gegenseitig, nur um sich schließlich Beths Stimme – zwischen Urschrei und Rock-Arie – unterzuordnen. Beth wagt sich in die Tiefen der Seele und erklimmt dabei dennoch ungeahnte Höhen der Performancekunst.

Dry Cleaning katapultiert mit trockener Satire und sauberem Wortwitz Post-Punk-Poesie ins Scheinwerferlicht. Im Zentrum: Spoken-Word-Genie Florence Shaw. Gegründet 2017 wurde das Londoner Quartett schnell Kult. Nach zwei DIY-EPs brachte ihnen das Album New Long Leg 2021 den Durchbruch. Dabei lassen sie sowohl verzerrte Gitarren kreischen als auch sanfte Synth-Wolken aufziehen. In Text-Collagen zwischen Konsumkritik und Genderrollen-Frustration demonstriert Shaw dabei perfektes Gespür für Phrasierungen und legt ihr Publikum in glänzende Assoziationsketten.

Die ursprünglich aus St. Pölten stammende Band Laundromat Chicks ist mittlerweile längst auf den Underground-Bühnen Europas zuhause. Im Mai spielte die Gruppe um den Songwriter Tobias Hammermüller ihre erste große Tour durch Frankreich und England, und begeisterte dort die Indie-Herzen mit ihrer unerschrockenen Mischung aus Jangle Pop und Power-Pop-Hymnen. Mit Trouble (2022), Lightning Trails (2023) sowie Sometimes Possessed (2025) lieferten sie bereits drei Alben voll charmanter, bissiger und ohrwurmtauglicher Lieder. Ein vielversprechender Auftakt!

13. September 2025 17:30 Uhr

Domplatz St. Pölten, St Pölten